„Kultur der Omertà“ – Blutdoping-Experte Ashenden verlässt APMU
Die neu gegründeten Blutpass-Analysestelle APMU in Lausanne muss künftig ohne Michael Ashenden, einem der weltweit führenden Blutdoping-Experten, auskommen.
In einem Interview mit der britischen Rundfunkanstalt BBC warf der Australier der APMU eine „Kultur der Omertà“ vor. Das Gremium wollte Ashenden eine vertraglich vereinbarte Schweigepflicht auferlegen – für den Experten in Sachen unerlaubter Leistungsmanipulation ein Grund zum Rückzug. Die Klausel gilt bis acht Jahre nach Vertragsende.
„Eigene Omertà eingeführt“
„Ich glaube fest daran, dass der Sport transparent und verantwortlich sein muss. Aber alles was ich sehe, ist, dass Experten mundtot gemacht werden, oder Leute werden an abweichenden Aussagen gehindert. Solange ich mich dem anpassen muss, werde ich zum Problem. Diesen Preis will ich nicht zahlen“, so Ashenden in dem Interview. „Wir versuchen ständig, die Omertà der Sportler zu durchbrechen, ihre Weigerung, uns zu sagen, was in ihrem Sport geschieht. Und nun wird in Lausanne eine eigene Omertà eingeführt.“
Die APMU analysiert die Athleten-Blutpässe des Radsport-Weltverbandes UCI sowie des Internationalen Leichtathletik Verbandes IAAF. Anhand des Blutpasses werden Blutproben der Sportler über einen langen Zeitraum aufgezeichnet und analysiert. Eine Veränderung des Blutprofils wird als indirekter Dopingnachweis gewertet. So wurde beispielsweise der Italiener Franco Pellizotti, Bergkönig der Tour de France 2009, wegen Unregelmäsigkeiten in seinem Blutpass für zwei Jahre gesperrt.
EPO auch zur Verschleierung von Blutdoping
In einem Interview mit dem Radsport-Portal nyvelocity.com gab Ashenden weiter Auskunft über die neuesten Erkenntnisse in Sachen Blutdoping. So sollen Mikrodosen des Blutdoping-Präparats EPO nicht mehr nur zur direkten Leistungssteigerung genutzt werden, sondern auch zur Verschleierung von Blutdoping. Ashenden wolle aber weiter als Experte für die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA arbeiten. Für den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne fungiert Ashenden zudem als Gutachter, zuletzt im Dopingfall Alberto Contador.
Foto: Stefan Schwarz