NADA-Finanzierung: Sackgasse am Runden Tisch
Die künftige Finanzierung der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA steht auch nach einem von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich initiierten Runden Tisch in Berlin weiter auf wackeligen Beinen.
Vertreter aus Sport, Politik und Wirtschaft hatte der CSU-Politiker zu einem Austausch in die Hauptstadt geladen, um für eine stärkere Unterstützung der sowie schon zart besaiteten Bonner Stiftung durch Länder und Wirtschaft zu werben. Erfolgsmeldungen gab es nach dem Treffen nicht zu verkünden.
So droht der NADA im Jahr 2013 eine Etatlücke von 1,35 Millionen Euro. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass der im Jahr 2002 gegründeten Stiftung jährlich insgesamt nur knapp 6,5 Millionen Euro zum Kampf gegen Doping zur Verfügung standen. Der Mainzer Sportmediziner Prof. Dr. Perikles Simon hatte im Oktober 2010 dem Sportausschuss des Deutschen Bundestags vorgerechnet, dass ein auf dem Wege der Analytik überführter Dopingsünder 300.000 Euro kostet. Entsprechend mager ist auch die Erfolgsbilanz: 8.108 Trainingskontrollen führte die NADA im Jahr 2010 durch, sieben Dopingsünder gingen ihr dabei ins Netz – genau 0,086 Prozent.
Friedrich selber hatte bereits im Jahr 2011 angekündigt, die jährliche Aufschubfinanzierung von 1 Million Euro für das Doping-Kontroll-System mit Ende des Jahres 2012 einzufrieren. Dem Minister fehlte es an der Unterstützung anderer gesellschaftlicher Akteure. „Ich habe aber die Hoffnung, dass die Beiträge aufgestockt werden“, gab sich Friedrich mehr zweckoptimistisch denn kämpferisch, doch noch Unterstützer zur Finanzierung der NADA zu gewinnen. Diese werden jedoch immer rarer.
314.000 Euro von Wirtschaft und Ländern
Mit 2,2 Millionen will der Bund der Bonner Stiftung im Jahr 2013 noch unter die Arme greifen. Deren Stiftungskapital hat sich in dem elften Jahres ihres Bestehens auf bescheidene 13,8 Millionen Euro angehäuft. Den ebenfalls an der Finanzierung beteiligten 16 Bundesländer ist ein sauberer Sport zukünftig zusammen noch symbolische 14.000 Euro Wert – unterirdische 875 Euro pro Land. Fast schon kleinlaut der Appell Friedrichs: „Wir würden uns freuen, wenn die Bundesländer eine Million zum NADA-Etat beisteuern würden.“
Auch auf die Hilfe der Wirtschaft können Friedrich und NADA-Chefin Dr. Andrea Gotzmann künftig kaum noch zählen. Lediglich der fränkische Sportartikelhersteller adidas sowie die Bundesvereinigung der Apothekerverbände beteiligen sich mit zusammen 300.000 Euro am nationalen Kampf gegen Sportbetrüger. Die Großkonzerne Deutsche Bank und Deutsche Telekom sowie der Bio-Limonadehersteller Bionade haben sich aus der NADA-Finanzierung bereits verabschiedet. Zum Vergleich: Schätzungsweise 2,6 Milliarden Euro lassen sich die deutschen Unternehmen ihrer Sponsoringaktivitäten im Sport im Jahr 2012 kosten. Knapp 132 Millionen Euro gibt das Bundesinnenministerium BMI allein im Olympia-Jahr 2012 für den deutschen Spitzensport aus.
„Stakeholder-Modell ist gescheitert“
Entsprechend zurückhaltender als Friedrich äußerte sich so auch die Vorsitzende des Sportausschusses des, Dagmar Freitag von der SPD: „Im Endeffekt bin ich enttäuscht, weil es keine konkreten Entscheidungen gegeben hat.“ Für die Oppositionspolitikerin ist „das Stakeholder-Modell gescheitert.“ Dieses Modell sah bei der Stiftungsgründung vor, eine aus den drei Säulen Sport, Politik und Wirtschaft finanzierte, aber unabhängige Institution zu schaffen.
Zumindest NADA-Chefin Gotzmann hat die Hoffnung auf einen effektiven und unabhängigen Anti-Doping-Kampf in Deutschland noch nicht aufgegeben: „Das klare Bekenntnis zur Arbeit der NADA am Runden Tisch hat gut getan. Ich bin optimistisch.“