Greipel landet nach Mailand-Sanremo auf dem OP-Tisch – Debütant Kittel gehen die Lichter aus
In Abwesenheit von 2015er-Sieger John Degenkolb (Trek-Segafredo) konnten die deutschen Protagonisten bei der 109. Auflage von Mailand-Sanremo sportlich nicht groß in Erscheinung treten.
So endete für André Greipel die „Primavera“ 2018 in einem gebrochenen Schlüsselbein und auf dem OP-Tisch. Rund vier Kilometer vor dem Ziel stürzte der 35 Jahre alte Rostocker bei der Abfahrt vom Poggio folgenschwer.
„Ich habe sofort gespürt, dass mein Schlüsselbein gebrochen war. Scans im Krankenhaus von Nizza Samstagnacht haben das bestätigt“, erklärte Greipel zwei Tage nach dem Rennen in einer Pressemitteilung seines Lotto-Soudal-Rennstalls. Noch am Tag nach dem Rennen wurde der Sprinter im belgischen Herentals von Dr. Toon Claes operiert. „Doktor Claes sagte, es sei eine schwierige, aber erfolgreiche Operation. Das Schlüsselbein ist in verschiedene Teile gebrochen“, sagte Greipel.
Gut auf, schlecht runter vom Poggio
Besonders ärgerlich für den dreimaligen deutschen Straßenmeister: Zum Zeitpunkt seines Sturzes lag Greipel in aussichtsreicher Position in der Verfolgergruppe, die den späteren Ausreißersieger Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) jagte. Ein Platz auf dem Podium beim ersten Monument des Radsportjahres war durchaus möglich. „Ich bin über die erste Enttäuschung hinweg, aber es stimmt, dass ich Cipressa und Poggio noch nie so problemlos geklettert bin. Diesmal war es nicht der Aufstieg zum Poggio, der mich ausschaltete, sondern die Abfahrt. Das Rennen war perfekt für Sprinter und ich war noch nie in einer so guten Verfassung für die Klassiker. Aber es sollte nicht sein“, konstatierte Greipel, der für den Rest des Frühjahrs ausfallen wird.
Kittel gehen in der Cipressa die Lichter aus
Ohne folgenschweren Sturz, aber äußerst lehrreich endete indes für Greipels Sprinterkonkurrent Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) dessen erste Mailand-Sanremo-Teilnahme. „Eine der größten Lehren, die ich von meiner Sanremo-Premiere mitgenommen habe? Man muss essen, auch wenn man keinen Hunger hat – und dann noch mal etwas hinterherschieben. Vor allem bei so einem Wetter auf dieser Distanz. Aber genau um solche Erfahrungen ging es mir“, schrieb Kittel auf seiner Facebook-Seite zwei Tage nach dem Rennen.
Mit 16:13 Minuten Rückstand auf Sieger Nibali rollte der von einem Hungerast heimgesuchte 29 Jahre alte Arnstädter letztlich als 155. über den Zielstrich auf der Via Roma. „Am Ende sind mir echt die Lichter ausgegangen. In die Cipressa bin ich nur noch förmlich reingetaumelt. Mein Ofen war völlig aus“, bilanzierte Kittel, der trotz seiner zwei Etappensiege bei Tirreno-Adriatico ohne große Ambitionen an den Start in Mailand gegangen war. „Ich hatte eine freie Rolle im Team und wollte nur lernen. Klar hätte ich mich gefreut, wenn ich weiter vorn reingekommen wäre, aber das war dieses Mal nicht möglich“, erklärte Kittel und ergänzte: „Durchgefahren bin ich dennoch, denn ich wollte jeden Meter unter Rennbedingungen genau unter die Lupe nehmen. Das Rennen an sich ist großartig. Ich komme wieder.“