Holczer will mehr Informationen von Kohl
Dem geständigen und am Montag (25. Mai) zurückgetretenen Radprofi Bernhard Kohl droht eine juristische Klage durch seinen ehemaligen Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer.
In einem Interview mit dem „Kicker“ sagte Holczer, er fühle sich von seinem ehemaligen Profi „Benutzt, instrumentalisiert und hintergangen“ Kohl habe im Jahr 2007 zusammen mit dem österreichischen Skilanglauf-Olympiasieger Christian Hoffmann und dem dänischen Radprofi Michael Rasmussen (damals beim Team Rabobank) eine Zentrifuge zur Blutkontrolle angeschafft und im Anschluss einen Vertrag bei Gerolsteiner unterschrieben.
„Kraft im Anti-Doping-Kampf einzusetzen – vor allem gegen Rasmussen“
Hans-Michael Holczer im Interview mit dem „kicker“ am 29.05.2009
Bei der Tour de France 2007 habe Kohl Holczer bei einem Abendessen dann aufgefordert, all seine „Kraft im Anti-Doping-Kampf einzusetzen – vor allem gegen Rasmussen“ Rasmussen wurde 2007 dann tatsächlich wegen zwei umgangener Dopingkontrollen von der Tour ausgeschlossen wurde.
Matschiner-Zusammenarbeit verschwiegen
Zudem habe Kohl dem 55-jährigen Schwaben die Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Manager Stefan Matschiner verschwiegen. „Such dir einen „Personal Manager“, der dich abschirmen und deine Termine überwachen kann. Er wollte es dann mit einem gewissen Stefan Matschiner versuchen.“, sagte der gelernte Mathematik- und Geschichtslehrer dem „kicker“. Tatsächlich arbeitete Kohl schon seit dem Jahr 2006 mit dem Drahtzieher des österreichischen Dopingskandals zusammen.
Aufgrund der Falschaussagen des „Bergkönigs“ der Frankreich-Rundfahrt 2008, werde sich Holczer juristische Schritte gegen seinen Ex-Schützling vorbehalten.
„Ich will mich juristisch beraten lassen, weil sich das, was er jetzt sagt, mit dem, was er am 27. Oktober 2008 in Stuttgart in einem fünfstündigen Gespräch gesagt hat, überhaupt nicht mehr deckt.“
Quelle: kicker vom 28.05.2009
Zudem möchte Holczer den Namen des „“Sportkollegen“ wissen, der Kohl Dopingmittel besorgt hat und ob es sich dabei um einen Fahrer des Gerolsteiner-Teams handelte. Kohl hatte bei seinem Fernsehauftritt in der ARD-Sendung „Beckmann“ gesagt, er habe Mittel von einem „Sportskollegen“ bekommen. Auch über ein eventuelles Mitwissen des ehemaligen Gerolsteiner-Arztes Mark Schmidt möchte Holczer genauere Details wissen. Der mittlerweile beim Team Milram suspendierte Mediziner war bei der Frankreich-Rundfahrt als alleiniger Arzt für die Betreuung der Gerolsteiner-Fahrer zuständig.
Mehr Infos im Fall „Schumacher“?
Holczer selber habe Matschiner in keinem Hotel der Tour 2008 gesehen und auch nichts von den Doping-Handlungen Kohls mitbekommen. Auch hier soll Kohl mehr Informationen ans Tageslicht bringen. Auch den Fall „Schumacher“ könnten weitere Informationen Kohls vielleicht erhellen. Mit dem WM-Dritten 2007 wurde bei der Tour ein weiterer Gerolsteiner-Fahrer des Dopings überführt. Der Nürtinger streitet das ihm nachgewiesen Doping mit dem EPO-Mittel CERA noch immer ab. Es scheint nicht abwegig, dass Holczer auch hier weitere Zusammenhänge erfahren möchte.