Roger Kluges Tour-Tagebuch: Besuch aus Berlin oben am Gipfel
Ein Déjà-vu der 13. Etappe! Heute enteilte eine acht Mann Spitzengruppe gleich kurz nach dem Start.
Mit dabei Martin von uns und Voigte zum Beispiel. Nicht dabei war Katusha. Und so machten die, wie schon auf der 13. Etappe, Tempo, um die Spitzengruppe bis zum ersten Berg wieder zu stellen, beziehungsweise so dicht dran zu sein, das Rodríguez hinspringen kann. Er hat ein Auge aufs Bergtrikot geworfen. Soweit ich es weiß, war aber alles für Katz! Es hätte ohne die Aktion ein weitaus „entspanntere“ Tag werden können, zumindest die erste Hälfte der Etappe.
Astana hätte die acht Mann fahren lassen, das Peloton kontrolliert, am ersten und eventuell auch noch am zweiten Berg, ein Gruppetto-freundliches Tempo angeschlagen und alle wären glücklich gewesen! Aber nein, so sind wir Vollgas in den ersten Berg rein, da sich ja dann erst die neue Spitzengruppe gebildet hatte. Meine Beine waren wieder ganz gut und so konnte ich, anstatt schon im Gruppetto zu sein, mit dem zweiten Feld über den Berg fahren. In der Abfahrt haben wir dann das erste Feld wieder eingeholt, und nahmen den zweiten Berg in Angriff.
Derweil war meine übliche schon ein paar Minuten hinter uns und konnte nicht mehr aufschließen. Der zweite Berg war dann lang und das Tempo gerade so noch machbar für mich. Es war aber die ganze Zeit ekelig, und auf dem letzten Kilometer bekam ich doch ein kleines Loch und viel hinters Jury-Fahrzeug zurück. War aber kurz darauf in der Abfahrt gleich wieder dran. Nun hieß es für mich nur noch, bis zum dritten Berg fahren, und dann war klar, dass sich recht schnell das zweite Gruppetto bilden würde. So war es dann auch.
Wir fuhren mit einem sicher durchaus angenehmeren Tempo hoch, als ich hätte hinten im Gruppetto fahren müssen. Oben am Gipfel haben wieder Freunde aus Berlin auf mich gewartet, und mich mit einer riesen Flagge angefeuert! Sie standen gestern auch schon am letzten Gipfel, aber da habe ich sie in den Massen einfach nicht gesehen beziehungsweise gehört. War halt ganz schön laut wenn die „Großen“ einen in dem Moment überholen.
Anschließend ging es wieder in die Abfahrt und natürlich den Schlussanstieg hoch. Den bin ich dann noch ein Stück langsamer gefahren, als meine Gruppe, in der ich war. Ich hatte kein Stress mit dem Zeitlimit und wollte lieber in meinem Tempo fahren. Morgen steht dann die letzte Bergetappe an…
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Zum zweiten Mal nach 2010 (damals Team Milram) nimmt Roger Kluge an einer Tour de France teil. In seinem Tour-Tagebuch berichtet der 28 Jahre alte Eisenhüttenstädter von seinen Erlebnissen von der 101. Frankreich-Rundfahrt, die er im Trikot der schweizerischen IAM-Equipe bestreitet.
Webseite Roger Kluge: http://rogerkluge.com
Foto: SilkeOnTour / flickr