Martin gönnt sich horizontale Auszeit auf dem Asphalt
Auch über seinen dritten WM-Titel im Einzelzeitfahren kann sich Tony Martin noch freuen wie beim ersten Mal – kurzzeitig zu Lasten des Straßenbelags in Florenz.
„Geschafft, das große Ziel ist erreicht. Das ging mir nach Überfahren der Ziellinie durch den Kopf. Die Glücksgefühle sind unbeschreiblich, die man in so einem Moment erlebt“, kommentierte der 28-jährige Cottbuser seinen dritten Triumph auf seiner Webseite. Sein Fazit: „Ich bin stolz auf dieses Rennen.“
Zu Recht – mit einem Stundenmittel von 52,9 km/h flog Martin förmlich über die toskanischen Straßen zum Titelhattrick. Grund genug, die körperliche Last erst einmal sacken zu lassen. „Ich habe wirklich wieder alles gegeben, so dass ich im Ziel zwar kurz meinem Physio Thomas Halbhuber um den Hals gefallen bin, dann habe ich mir aber eine kurze rund zweiminütige horizontale Auszeit auf dem Asphalt gegönnt.
Wiggins und Cancellara chancenlos
Olympiasieger Bradley Wiggins distanzierte Martin um 46 Sekunden, der viermalige Titelträger Fabian Cancellara bekam zwei weitere Sekunden aufgedrückt. Noch vor wenigen Wochen musste sich Martin dem Schweizer beim Zeitfahren der Spanien-Rundfahrt relativ deutlich geschlagen geben. Dass Cancellara kurzzeitig vor ihm lag, ging an Martin trotz des Funkes vorerst vorbei: „Zum Glück lag ich auch bei den Zwischenzeiten, die ich im Rennen kannte, immer vorne. Das beflügelt zusätzlich. Dass ich vor der einen Welle hinter Cancellara lag, habe ich jetzt erst irgendwann erfahren.“
Wiggins: „Auf einem anderen Level“
So musste auch Wiggins in seinem anschließenden Fazit den Sieg Martins neidlos anerkennen. „Ich wollte das Rennen heute gewinnen, aber…. bei 46 Sekunden kann man nicht viel machen”, bilanzierte der 33 Jahre alte Brite und ergänzte: „Um ehrlich zu sein, habe ich eine großartige Vorstellung hingelegt. Tony war heute auf einem anderen Level.“
Déjà-vu an Kopenhagen
Die letzten Kilometer der knapp 58 Kilometer fühlte sich Martin an seinen ersten WM-Titel 2011 in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen erinnert, als er „kurz vor dem Ziel auch schon wusste, dass es reichen wird“, sofern ihm kein Defekt oder Sturz ereile. Der Rest Euphorie pur: „Die Beine taten nicht weh. Ich war völlig euphorisiert. Im Prinzip war es eine Triumphfahrt, bei der alle Schmerzen von Glückshormonen betäubt werden.“
Wieder auf den Beinen stehend und mit ausreichend Sauerstoff im Kopf wusste Martin dann auch, wie der Rest des Tages standesgemäß zu verbringen ist: „Ich werde jetzt noch ein paar offizielle Termine abhaken und dann geht es feiern. Hattrick bei der WM im Einzelzeitfahren und das Double im Teamzeitfahren. Ich bin überglücklich“ – zu Recht!
Foto: Christopher Jobb / www.christopherjobb.de