Ullrich gibt Blutdoping bei Fuentes zu
Mediales Lippenbekenntnis: Jan Ullrich hat erstmals sein Schweigen gebrochen und öffentlich Blutdoping beim spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes zugegeben.
„Ja, ich habe Fuentes-Behandlungen in Anspruch genommen“, sagte der 39 Jahre alte Rostocker in einem Interview mit dem am Montag erscheinenden Nachrichtenmagazin Focus. Andere Dopingmittel habe Ullrich nach Angaben des Magazins jedoch nicht benutzt.
„Thema ist für mich abgehakt“
Damit beendet der Tour-de-France-Sieger von 1997 einen jahrelangen Schlingelkurs zwischen dem branchenüblichen Leugnen und indirekter Geständnisse der künstlichen Leistungssteigerung. Dabei möchte es der Wahl-Schweizer nun auch belassen: „Das Thema ist für mich abgehakt. Ich will nur noch nach vorne schauen und nie wieder zurück.“
Gleichzeitig wies Ullrich jeglichen Betrugsvorwurf gegenüber dem Focus von sich. „Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch genommen haben“, meinte der Wahl-Schweizer und fügte an: „Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen.“
Armstrong: „Ein warmherziger Mensch“
Wenige Stunden nach dem Publikwerden von Ullrichs Äußerungen trat auch dessen langjähriger Rivale Lance Armstrong auf den Plan. „Ullrich? Ein warmherziger Mensch. Erstaunlicher Athlet. Großartiger Wettkämpfer. Ich habe es geliebt, gemeinsam mit dir den Ton anzugeben, mein Freund“, twitterte der 41 Jahre alte Texaner und (teil)geständige Dopingsünder am Samstagabend.
Ex-Edelfan Scharping wie gewohnt kritisch
Kritischere Worte erntete Ullrich indes von Rudolph Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). „Mit solch einem Geständnis hätte er sich und dem Radsport vor Jahren einen Gefallen getan. Aber mit dem heutigen Radsport hat das nichts mehr zu tun“, wird der einstige Edelfan Ullrichs durch die Nachrichtenagentur dpa zitiert. Zu Ullrichs Glanzzeiten ließ sich der einstige Verteidigungsminister und Kanzlerkandidat gerne mit dem deutschen Radjuwel ablichten – von Doping will Scharping jedoch nie etwas mitbekommen haben.
NADA wünscht sich mehr Aufklärung
Indes appellierte die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA), Ullrich solle detaillierter über seine Doping-Vergangenheit berichten. „Ein wirklich umfassendes Geständnis könnte weitere Erkenntnisse bringen, die dann in die Arbeit der NADA einfließen können. Für den sauberen Sport ist es wichtig, dass er nicht nur seine Vergehen zugibt, sondern auch die Namen anderer Beteiligter im Hintergrund nennt“, teilte die Bonner Stiftung in einem Statement mit. „Die NADA wird darüber hinaus versuchen Kontakt mit Jan Ullrich aufzunehmen, um weitere Indizien und Hintergründe zu erfahren.“
Foto: © Rene Schwietzke (CC-BY-2.0)